Wildalmhütte

In der Ruhe liegt die Kraft

Alm Blog

Das Schaf Nr. 7

  • Veröffentlicht: Mittwoch, 30. Juni 2021 20:08
  • Geschrieben von Geißenpeter

In der Literaturgeschichte, wie auch im realen Leben, werden viele skurrile Freundschaften beschrieben. Die, die ich Euch heute erzähle, handelt von dem Lamahengst Paul und dem Schaf Nr7.

Seit genau einer Woche sind die Schafe, um die wir uns heuer kümmern, nun auf der unteren Weide. Es sind genau 254, unterschiedliche Rassen in den Fellfarben weiß, braun, schwarz und hellbraun, die wir auf der Alm zu beaufsichtigen haben.

Als Franz diesen Samstag früh, die Lamahengste „Kheop“ und „Pauli“ brachte, war die Aufregung groß, bei Menschen und bei den Schafen.

Wanderer bestaunten die Lamas, berührten sie, fotografierten sie und stellten viele Fragen über diese, in den Anden beheimateten, Tiere.

Wir hatten schon eine Woche zuvor begonnen den alten Stall auszuräumen um den Lamas einen geeigneten Schlafplatz für die Nacht und für schlechtes Wetter zu bereiten.

Auch die Schafe bestaunen die Lamas und kamen in die Nähe des Zauns.

Am frühen Nachmittag trieben wir die Schafe in einen abgezäunten Bereich, der direkt auf die Hochweide führt und entließen sie auf die 180 Hektar große Hochweide, hier sollen sie bis Mitte September weiden können und die wohlriechenden Kräuter und saftiges Gras fressen.

Von dieser Arbeit zurückgekommen, gingen wir die untere Weide nochmals routinemäßig ab. Ein weißes Schaf hat diesen Auftrieb wohl verschlafen, dachten wir und versuchten es anzulocken. Es war scheu und flüchtete, also trieben wir es voran in Richtung des Pferchs den die Herde genommen hatte. Endlich draußen bog das Schaf nicht zur Herde sondern in die gegengesetzte Richtung ab. Franz sperrte ihm den Weg ab und wir trieben es in Richtung Herde, die in 1,5 km Entfernung, am Hirnkogel, weidete. Immer wieder versuchte das Schaf die Richtung zu ändern und zurückzulaufen, was ihm dann auch kurz vor Erreichen der Herde auch gelang. Wir schafften es nicht das Schaf davon abzubringen wieder nach Hause zu laufen. Franz beschloss: “Ab nun haben wir ein Hausschaf“! Am rechten Ohr war die Züchterweidenummer 7 zu erkennen. Also HAUSSCHAF Nr. 7

Wir vermuteten, dass dieses Schaf vielleicht in den kommenden Tagen ein Lamm zur Welt bringt und sich daher von der Herde entfernt hat.

Die nächsten Tage beobachteten wir das Schaf 7, das sich immer denselben Platz aussuchte, nämlich, auf einem Hügel mit Blick auf die Lamas gerichtet. Nur in der Mittagssonne suchte es Schutz unter einem Baum, den es abends wieder mit seinem angestammten Platz wechselte.

Immer öfter kam Nr. 7 an den Zaun in der Nähe der Lamas und blökte sie an. Lamas sind gesellige und neugierige Tiere und erwiderten die Kontaktaufnahme. Abends ging ich mit einem Kübel, in dem sich Kleie und Salz befand, zum Zaun um das Schaf 7 an mich zu gewöhnen, doch es flüchtete und kehrte erst wieder zurück als ich weg war. Nicht so bei den Lamas, Pauli suchte immer öfter direkten Kontakt zu Nr. 7, sie scheinen sich zu mögen. Eine Beziehung zwischen Schaf und Lama, vielleicht sogar eine Liebesbeziehung? Kann das möglich sein, oder Vermenschlichen wir diese Annäherung wie vieles andere auch?

Franz sagte mir gestern, Lamas seien Herden- und Schutztiere und als solche mit Schafen zu vergesellschaften, er werde am Freitag die Lamas in die untere Weide mit dem Schaf zusammenführen. Schauen wir was dann geschieht.

Heute ist Mittwoch, Franz ist in der Früh nach Hause gefahren um seine Impfung zu erhalten und kommt erst am Donnerstag am Vormittag zurück.

Das Schaf hält sich nun nur mehr im Bereich der Lamas auf, die drei, scheint es, verstehen sich gut.

Ich gehe zum Zaun und versuche Nr.7 mit Kleie-Salzgemisch zu locken, doch es flüchtet wieder, ich gebe auf.

Ein Gewitter kündigt sich an, der Himmel wird dunkel, es beginnt zu regnen. Ich heize den Tischherd ein und schaue aus dem Fenster. Ich traue meinen Augen nicht, neben Pauli und Kheop steht Schaf Nr. 7 in unserem inneren Bereich. Wie ist es über den Elektrozaun gekommen?

Es regnet stärker und die 3 neuen Freunde stellen sich gemeinsam unter. Ich glaub’s nicht!

Ich hole mein Handy um die 3 zu fotografieren, als es noch stärker zu regnen beginnt. Von meinem Zimmerfenster sehe ich wie das Schaf mit den beiden Lamas gemeinsam in den Stall geht.

Lamas spüren schon Minuten vorher, wenn ein Unwetter hereinbricht und suchen rechtzeitig Schutz und wirklich, mit einem Mal fängt es an zu hageln und gleichzeitig zu regnen.

Pauli, Kheop und Nr. 7 haben Schutz im Stall und liegen so bis das Wetter sich verzogen hat.

Gerade eben schaue ich wieder aus dem Zimmerfenster und sehe wie Pauli seinen Kopf schützend über Nr. 7 hält. Ist das mehr als Freundschaft?

Ich glaube Pauli und Nr. 7 haben sich ineinander verliebt. Das wäre doch eine schöne Geschichte, oder?

 

ALMAUFTRIEB

  • Veröffentlicht: Sonntag, 20. Juni 2021 19:17
  • Geschrieben von Geißenpeter

Wir sind jetzt fix auf der Alm und gewöhnen uns an die absolute Ruhe hier, auf der Wildalm. Täglich kommen einige Wanderer, die sich am Brunnen ein kühles Getränk zapfen; einige Jausen durften wir bereits richten.

Am Samstag ist Almauftrieb!

Viele Schafbauern bringen ihre Tiere in Anhängern, zum Teil sogar mit dem Tiertransporter, die unwegsame Forststraße herauf, um sie während des Sommers hier weiden zu lassen. Es waren 320 Schafe angekündigt, weniger als in den Jahren zuvor. Wir können die LKWs bereits hören, noch bevor sie in die letzte Kurve einbiegen und auf der Alm ankommen. Viele dieser Bauern kennen die Wildalm als Weidegebiet, denn sie sind Mitglieder der Weidegenossenschaft Pusterwald.

Die Schafe werden entladen, in einer Koppel geimpft, markiert, registriert und in einen abgesperrten Bereich, der mit Holz beschlagen ist, entlassen. Jetzt können sie sich kennenlernen, bevor sich die große Holztür öffnet und alle 254 Schafe, die heuer hier weiden, in die untere Weidefläche gelassen werden.

Erst jetzt ist Leben auf der Alm. Für die Schafbesitzer haben wir Almjausen gerichtet und sie bewirtet.

Als die Schafbauern die Alm wieder verlassen und wir mit den Schafen alleine sind, frage ich mich, wie die kommenden 3 Monate hier wohl verlaufen werden. Ab jetzt tragen wir die Verantwortung!

 

Vorbereitung auf der Wildalm

  • Veröffentlicht: Sonntag, 13. Juni 2021 18:05
  • Geschrieben von Geißenpeter

WIRTSCHAFTSGEBÄUDE

 

Wir schaufeln den meterhohen Schnee vom Eingang zum WIRTSCHAFTSGEBÄUDE frei, hacken das Eis am Boden vor der alten Holztür auf, um sie öffnen zu können. Es dauert eine Weile bis die Schichten entfernt sind und wir in das Innere des Wirtschaftsgebäude gelangen. Auch im Inneren hat sich eine Eisdecke gebildet und wir müssen vorsichtig sein, um nicht auszurutschen. Lange haben wir gerätselt was uns in diesem Wirtschaftsgebäude erwartet und welche Räume wir nutzen könnten. Im vorderen Teil sind 2 Lagerräume, ein Vorraum und die Treppe in den oberen Stock. Hinter einer alten Holztür entdecken wir den Stall. Franz ist erfreut, endlich hat er einen Platz als Unterstand für seine Lamas gefunden. Vieles muss aber noch entsorgt werden um diesen Stall nutzbar zu machen, das verspricht viel Arbeit.

Vom Jäger der über uns der Wildalmhütte wohnt, haben wir erfahren, dass sich ein Schlafraum im oberen Stock des Wirtschaftsgebäude befinden soll, er habe davon gehört, sei aber nie dort gewesen. Also gehen wir hoch und entdecken zu unser aller Überraschung neben viel Gerümpel, hinter einer weiteren Holztüre, einen winddichten, ausgebauten leeren Raum, optimal als Bettenlager für Besucher.

Maß wird genommen und Details besprochen, wie dieses Bettenlager am Ende aussehen soll……

.... eine Woche später, das Auto beladen mit Holz, finden wir uns wieder auf der Wildalm ein und beginnen mit den Montagearbeiten der Betten. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und finden auch noch zwei fast neue Matratzen im Dachgeschoß des Wirtschaftsgebäudes. Jetzt kann die Familie nachkommen.

                 

Weidezaunarbeiten

  • Veröffentlicht: Dienstag, 15. Juni 2021 19:17
  • Geschrieben von Geißenpeter

 

Montag der 14.Juni

Wir sind seit Samstag fix auf der Wildalmhütte, heute und morgen ist Ruhetag, aber nicht für uns Holterbuam. Die Sonne scheint heute den ersten Tag, es ist angenehm windstill.

Franz und ich schlagen die Holzpflöcke in den Boden und hängen den Elektrozaun in die angebrachten Kloben. Kaputte Kloben werden durch neue ersetzt. Zwischen den Holzpflöcken werden Kunststoffabstandhalter eingesteckt damit kein Schaf irgendwo durch schlupfen kann.

Am Samstag den 19.Juni kommen die Schafe auf die Alm.

In der ersten Woche werden sie im unteren, abgezäunten Bereich der Alm gehalten. Es ist noch nicht genügend Grünfutter für die 320 Schafe gewachsen. Der Winter war heuer lang, noch im März hatten wir 200 cm Schnee um die Wildalmhütte herum. Zu kalt waren die letzten Wochen, deshalb konnte nicht genügend Gras wachsen.

Zwischendurch löschen wir unseren Durst mit frischem Quellwasser, das gekühlt direkt aus dem Boden über die Felsen rinnt. Am Nachmittag ist die beschwerliche Arbeit getan und wir kehren müde zur Wildalmhütte zurück.

Dienstag der 15.Juni

Franz und ich gehen heute Richtung Hirnkogel um den Elektrozaun auch im oberen Bereich der Weide einzuhängen. Wir steigen die 350 hm zügig hoch und finden auch gleich die Stelle wo der Draht gerissen ist. Wir haben Ersatzdraht mit und stückeln an. Die folgenden 4 Stunden sind wir mit Ergänzen der Holzpflöcke und Einhängen der Drähte auf 3,6 km Länge beschäftigt.

Es geht immer am Grad zwischen Hirnkogel und Jauriskampl entlang. Wir werden mit einem beeindruckenden Ausblick auf die uns umgebenden 2000er, bei fast windstillem Wetter, belohnt. Die Sonne auf dieser Höhe haben wir jedoch unterschätzt, was uns einen ordentlichen Sonnenbrand beschert. Wir sind müde und steigen über steiles Gelände ab. Die Blumenvielfalt, beim Abstieg hier auf der Wildalm, belohnt uns für diesen anstrengen Tag.

 

Jetzt geht's los.....

  • Veröffentlicht: Donnerstag, 10. Juni 2021 14:54
  • Geschrieben von Geißenpeter

 

J

jetzt geht's los.....
ab Samstag, den 12.06.2021, sind wir für 3 Monate als Schafhirten auf der Wildalm und setzen einen lang ersehnten Lebenstraum um. Begleitet uns im Almblogg oder kommt uns besuchen.
Von Mittwoch bis Sonntag von 11:00 bis 17:00 bewirten wir euch mit Getränken und verwöhnen euch auf der Wildalmhütte mit einfachen, köstlichen Jausen aus regional landwirtschaftlicher Produktion.
Lg
Geißenpeter

Kontakt

Wildalmhütte
8764 Pusterwald 139

wildalm@stiefingtaler-lamas.at